TAZ 10.9.2010
File under L wie Lagerfeuer: Die zweite von Sorry Gilberto
Sorry Gilberto sind Anne von Keller und Jakob Dobers, und auf dem Cover ihres neuen Albums mit dem etwas umständlichen und versponnenen Titel „It was the longest day and we didn’t know how to end it“ sieht man die beiden in einem Boot sitzen, was sich auf dem Foto recht idyllisch ausnimmt und beschaulich, wie sie da bereits etwas in die Ferne gerückt auf dem Wasser in sich versunken sind. Was natürlich nur eine Vermutung ist, das mit dem In-sich-versunken-Sein, so ihre Lieder hörend, die auch nicht richtig aus sich herausgehen, weil sie das gar nicht wollen. Die also wieder mal eher unspektakulär geworden sind auf dem zweiten Album von Sorry Gilberto.
Was aber nicht heißen soll, dass diese Lieder sich ganz in ihrer Bescheidenheit verkriechen. Die wollen schon etwas Tingeltangel, aber eben nicht für die große Bühne, sondern als nette kleine Showeinlage im Strassencafé. Sie sind die freundlichen Lieder am Lagerfeuer. Zurückhaltend. Aber nicht schüchtern. Der Berliner Großstadtfolk als hiesige Entsprechung zum Antifolk. Das sind Sorry Gilberto. Und wenn ein Lied mal nach einem voluminöseren Klangkissen verlangt, wie es ein Akkordeon sein könnte, dann nimmt man bei dem Duo nicht das Akkordeon, sondern eine Melodica, die ein bisserl ähnlich klingt, aber halt viel kleiner ist und einfacher. Jakob Dobers spielt neben der Gitarre gern die Ukulele, die eine ziemlich kleine Gitarre ist und zwischen den vielen kleinen Instrumenten und den kleinen Melodien lassen Sorry Gilberto dann zwischendurch so Sätze wie „I didn’t like the thing itself, but I like the memory of it“ in den Liedern liegen, die ein wenig melancholisch sind und ein wenig nach Sommerfrische schmecken. Vor allem aber sind sie einfach gesellig, weswegen man die Platte am Samstag im Ballhaus Ost auch mit vielen freundschaftlich verbandelten Kollegen feiert. (Thomas Mauch)
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